Interner Krach bei der Commerzbank
Großer Andrang
Der etwa 1.900 Leuten Platz anbietende Saal im Kongresszentrum der Messe Frankfurt reichte bei außergewöhnlich starkem Interesse nicht aus. 200 Mitarbeiter der Commerzbank mussten der Betriebsversammlung vor dem Saal mit Namen "Harmonie" beiwohnen. Harmonisch ging es allerdings kaum zu, denn etliche Mitarbeiter waren durch gekürzte Boni verärgert. Zudem lag Verunsicherung in der Luft, weil viele Arbeitsplätze bei der Commerzbank von einer Fusion mit der Deutschen Bank bedroht sind. Der Andrang war bei dieser Betriebsversammlung ungewöhnlich groß, weil sich die Mitarbeiter beruhigende Antworten vom Chef Martin Zielke erhofften.
Betriebsversammlung ohne Chef
Die Nummer eins bei der Commerzbank blieb der Betriebsversammlung fern und sorgte damit für Aufregung. In den sozialen Medien wurden schwere Vorwürfe gegen Martin Zielke und den gesamten Vorstand erhoben. Wenige Tage später versuchte der Chef, die Wogen durch einen an alle Mitarbeiter gerichteten Brief zu glätten. Darin erklärte er, die Sondierungsgespräche mit der Deutschen Bank schnellstmöglich abzuschließen, um Unsicherheiten zu beseitigen. Eine Fusion wird in jedem Fall Arbeitsplätze im 5-stelligen Bereich und wichtige Unternehmenskunden aus dem Mittelstand kosten. Je nach Quelle sind 10.000 bis 30.000 Mitarbeiter von der Freistellung bedroht. Bedeutende Unternehmen haben für den Fall einer Fusion erklärt, die Commerzbank zu verlassen. Diese Meldungen wollte Martin Zielke offensichtlich nicht persönlich verkünden und glänzte bei der Betriebsversammlung durch Abwesenheit.
Wer will die Fusion?
Wie die FAZ zu berichten weiß, befürwortet der Bundesfinanzminister Olaf Scholz die Vereinigung der beiden Banken. Auf Anfrage verwies er jedoch bezüglich der Zuständigkeit auf die Entscheider beider Banken. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass der Bund als größter Aktionär der Commerzbank erheblichen Einfluss hat und diesen geltend macht. Die Gewerkschaft Verdi versucht hingegen, die Fusion mit allen Kräften zu verhindern, weil sie für alle Beteiligten unsinnig sei.
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