Bankenstresstest: Auch positive Erkenntnisse
Vorbehalte gegen den Bankenstresstest
Aus der Sicht des Bundesverbandes deutscher Banken lässt der Test das Problem der anhaltenden Niedrigzinsen außer Acht. Für einzelne Banker fiel die Überprüfung zu holzschnittartig aus und wurde damit den Besonderheiten ihrer Institute nur ansatzweise gerecht. Der Stresstest wurde in seiner Bedeutung von vielen Beteiligten heruntergeredet. Kaum jemand war damit wirklich glücklich, und da die Ergebnisse erst am späten Freitagabend bekannt wurden, trafen sie auf wenig Interesse.
Berechtigte Kritik
Der von der EU-Bankenaufsicht durchgeführte Bankenstresstest untersuchte nur 51 Institute und ließ Portugal trotzt erheblicher Probleme völlig aus. Die Aussagekraft der Ergebnisse wird für viele Experten durch die Nichteinbeziehung der Niedrigzinsen in die Szenarien gemindert, welche wahrscheinlich länger als vermutet die Bankbilanzen belasten. Letztendlich lohnt sich der Stresstest nur, wenn aus den Resultaten Konsequenzen gezogen werden und dies war beim letzten Test 2014 nicht der Fall.
Der Bankenstresstest hat sich trotzdem gelohnt
Für viele mag das umfangreiche Datenmaterial eher für Verwirrung als für Transparenz sorgen, gleichwohl schaffen die Ergebnisse mehr Sicherheit für Analysten und Investoren. Für sie bergen die veröffentlichten Daten neue Erkenntnisse. Sie wissen jetzt um den wirklichen Wert der Häuser und finden Erklärungen für den jüngsten Bankaktienabsturz.
Positiv zu bewerten ist auch, dass der Bankenstresstest neben alten Gefahren auch neue Herausforderungen berücksichtigt. Deutsche Institute schnitten beim Test solide ab und erscheinen daher stabiler als sie sind. Sie brauchen derzeit nur wenig Risikovorsorge betreiben, da in wirtschaftlich guten Zeiten kaum Kredite ausfallen. Sie müssten jedoch beim nächsten Konjunktureinbruch ihre Rückstellungen wieder erweitern und damit offenlegen, dass ihnen das Geldverdienen immer weniger gelingt.
Während die Aufseher früher primär auf Marktschwankungen und Kreditausfälle achteten, berücksichtigten sie beim aktuellen Stresstest erstmals auch Rechtsrisiken. Darunter fallen von den Banken geführte teure Prozesse, welche nicht selten Milliardenstrafen nach sich ziehen.
Insgesamt erfreuliche Ergebnisse
Die meisten der 51 geprüften Banken scheinen nach dem Bankenstresstest 2016 solider aufgestellt als noch vor zwei Jahren, da sie ihre Kapitalpolster um 180 Milliarden Euro aufgestockt haben. Gleichwohl schnitten einige Häuser katastrophal ab und bleiben weiterhin Problemfälle. Auch die Ergebnisse bei der Deutschen Bank waren eher durchwachsen; das Institut versicherte jedoch, spätestens 2018 den Zielwert bei der Kapitalausstattung zu erreichen.
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