Banken spüren existenzbedrohenden Wandel
Vermutlich wissen Sie um die Situation der Banken und erkennen vielleicht auch deren dringenden Handlungsbedarf. Ein aktueller Befund der Unternehmensberatung McKinsey untersucht nicht nur die Schwachstellen und zeigt Lösungen auf, er geht auch davon aus, dass den bundesdeutschen Häusern gravierende Änderungen bevorstehen. Die Unternehmensberater machen vor allem die Kriterien Digitalisierung, Niedrigzinsen und Regulierung verantwortlich.
Drei von vier Banken drohen Verluste
Wenn die Institute nicht zeitnah reagieren, rutschen etwa 75 Prozent in die Verlustzone, schreiben die Unternehmensberater in ihrer Studie. Sie haben errechnet, dass Gewinne von etwa 20 Milliarden bedroht sind, und orientieren sich dabei an den Nachsteuerergebnissen der Jahre 2010 bis 2013. In diesem Zeitrahmen erzielten alle Bankinstitute pro Jahr netto 16 Milliarden Euro.
Die Institute zeichnen ein falsches Bild
Banken machen allgemein die Vorgaben der Aufsichtsbehörde Bafin für die schwindende Profitabilität verantwortlich. Die Studie hat jedoch herausgefunden, dass Digitalisierung und niedrige Zinsen wesentlich größere Herausforderungen bedeuten und die Regulierung weniger belastet als angegeben. Hier die McKinsey-Ergebnisse zum Vergleich:
- Niedrigzinsen werden den Geldhäusern etwa sieben Milliarden an Gewinn wegnehmen.
- Die Digitalisierung schlägt mit der gleichen Summe zu Buche.
- Durch die Regulierung büßen die Häuser circa sechs Milliarden Euro ein.
Ein ziemlich ähnliches Bild ergibt sich bei der Betrachtung der Sparkassen sowie der Volks- und Raiffeisenbanken. Die einzigen Institute, bei denen sich die Regulierungen stärker bemerkbar machen, sind die Deutsche Bank und die Commerzbank. McKinsey rechnet bei allen Banken mit zurückgehenden Gewinnen, welche entweder mit Kostensenkungen oder mit Ertragssteigerungen begrenzt werden können.
Kaum noch Zinsüberschuss
Kosten können über die Digitalisierung gesenkt werden, gegen die anhaltend niedrigen Zinsen hat die Unternehmensberatung jedoch keinen wirklich weiterführenden Rat. Einige Banken gleichen die Zinsverluste bereits durch erhöhte Gebühren aus und verabschieden sich zudem vom kostenfreien Girokonto. Um den Kosten Einhalt zu gebieten, haben die Institute sich bereits von einem Drittel ihrer Filialen getrennt, ein Abbau von weiteren 30 Prozent steht zur Disposition.
Bei vielen Banken reichen klassische Maßnahmen nicht aus
Für einige Institute wäre es ausreichend, Sparmaßnahmen zu ergreifen, und Erträge auf traditionelle Art zu steigern. Andere Geldhäuser, so McKinsey, müssen ihre Geschäftsmodelle überdenken und das Bankgeschäft neu erfinden. Sie müssten sich nach Ansicht der Unternehmensberatung entscheiden, ob sie als Versorgerbank oder Kundeninstitut weiter aktiv sein wollen. Wird die zweite Option gewählt, sind durch tiefes Vertrauen geprägte Kundenbeziehungen unverzichtbar.
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