Nun entlassen auch die Volksbanken
Volksbanken erwägen höhere Gebühren
Wenige Tage vor Bekanntwerden der geplanten Filialschließungen stimmten die deutschen Volks- und Raiffeisenbanken ihre Kundschaft auf ansteigende Kontoführungsgebühren ein. Die Zeiten, in denen alles kostenlos erschien, nehmen damit zumindest vorläufig ein Ende. In der anhaltenden Niedrigzinsphase können sich die Banken die gewohnte Großzügigkeit nicht mehr leisten, denn das Geldverdienen wird für sie immer schwerer. Der Genossenschaftsvorstand meint dazu, dass bei qualitativ hochwertiger Beratung einige Euro an Gebühren kaum entscheidend sein können.
Keine negativen Zinsen für Privatkunden
Die Volksbanken verwalten aktuell Einlagen in Höhe von 156 Milliarden Euro und damit zwei Milliarden mehr als noch im Dezember 2015. Auch seitens der Kreditvergabe erhöhten die Genossenschaftsbanken zwischen Jahresende 2015 und Mitte 2016 das Volumen um 3.2 Milliarden auf 128 Milliarden Euro. Die Werte veranschaulichen, dass die Institute über viel überschüssige Liquidität verfügen und damit ein Kostenproblem haben.
Die Europäische Zentralbank EZB nimmt seit einiger Zeit für von Banken deponierte Gelder Strafzinsen in Höhe von 0.4 Prozent. Schon aufgrund der hohen Symbolwirkung wollen die Volksbanken diese Zinsen nicht direkt an die Kundschaft weitergeben, sie tun dies lieber indirekt über steigende Kontoführungsgebühren.
Volksbanken werden mit enormen Herausforderungen konfrontiert
Den Instituten fällt in einem Szenario mit schwachem Wachstum, historisch niedrigen Zinsen, steigenden Regulierungskosten sowie technologischen Herausforderungen die Erhöhung von Eigenkapital immer schwerer. Europas Banken müssen aber ihre Ausstattungen mit Eigenmitteln spürbar verbessern, um das Gewerbe krisensicherer zu gestalten. Damit sind auch die Volks- und Raiffeisenbanken in einem Teufelskreis gefangen.
"Von den 12.000 Niederlassungen werden in fünf Jahren vielleicht noch 10.000 übrig sein“, sagte Wolfgang Kirsch, Chef der DZ Bank. Denn kaum vorhandenes Wirtschaftswachstum schwächt die Institute, und mit dieser Schwäche können sie wenig zum eigenen Wachstum beitragen. Der Finanzbranche stehen gewaltige Umwälzungen bevor, welche Chancen ebenso offerieren wie Risiken.
Mitarbeiter müssen neue Wege suchen
Auf jeden Fall kommen erhebliche Veränderungen auch auf die Mitarbeiter zu: Entweder innerhalb der Bank oder bei der Neuorientierung. Da andere Banken ähnliche Strategien fahren, bleibt für viele erfahrene Berater nur der Branchenwechsel oder die Selbstständigkeit. Dabei gibt es dann erst recht viel zu bedenken.
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