19. April 2017

Kundenflucht bei Banken

Noch vor wenigen Jahren führten klassische Banken die Gehaltskonten ihrer Kunden und boten ihnen darüber hinaus bereitwillig Dienstleistungen wie Ratenkredite, Versicherungen oder Depoteröffnungen an. Den Instituten lag damals viel an langfristiger Kundenbindung, in der Gegenwart ist davon allerdings kaum noch etwas zu spüren. Die Europäische Zentralbank hat mit ihrer Geldpolitik das Kerngeschäft der Geldhäuser ad Absurdem geführt und deswegen müssen jetzt Kontoinhaber mit steigenden Gebühren rechnen. 

Dazu kommt, dass die Institute ihre Kosten senken wollen und dazu Filialen schließen sowie Mitarbeiter entlassen. Den Bankhäusern ist nicht mehr an persönlicher Kundenansprache gelegen und alle Fakten zusammen setzen derzeit eine bisher nicht da gewesene Kundenflucht in Bewegung.

Warum Bankkunden ihren Anbieter wechseln

Zunächst fällt bei der Betrachtung aktueller Statistiken auf, dass jeder zweite Verbraucher aus Gewohnheit noch bei seiner Hausbank bleibt. Jeder vierte Bankkunde wechselt zu einem Institut mit möglichst naher Niederlassung. Kompetenz bei der Beratung spielt nur für wenige Menschen eine tragende Rolle. Am Wichtigsten sind für fast die Hälfte aller Kontoinhaber die Kosten und hier haben die Direktbanken die besten Konditionen anzubieten.

Die richtige Kundenflucht beginnt erst

Ein bekanntes Marktforschungsinstitut hat 3.000 Bankkunden zu ihrer augenblicklichen Wechselstimmung befragt. Jeder Vierte ist auf Anbietersuche und zehn Prozent wechselten schon vor der Umfrage. Damit hat sich die Zahl der Gewechselten innerhalb eines Jahres verdoppelt, die Kundenflucht nimmt Fahrt auf. Die Wechselwilligen erwarten von ihren Banken keinerlei persönliche Ansprache oder Beratung mehr, sie gehen einfach zu dem Geldhaus mit den niedrigsten Gebühren.

Einige Banken wollen die Kundenflucht durch zeitnahe Digitalisierung, modernisierte Filialen und Kooperation mit externen Dienstleistern aufhalten und haben dabei insbesondere bislang treue Kunden im Fokus. Doch ohne neue Geschäftsmodelle mit lukrativen Einkommensquellen lässt sich der Zeitgeist kaum in die gewünschte Richtung lenken.

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