05. April 2017

"Ein Ende der Umsonst-Kultur"

Das "Ende der Umsonst-Kultur"

Nach Ansicht des Bundesbank-Vorstands soll das deutsche Bankenwesen von Vielfalt geprägt sein, er meint damit unterschiedlich große Geldhäuser mit verschiedenen Geschäftsmodellen. Allerdings erfordert ein Überleben am Markt von den Instituten Flexibilität und Nachhaltigkeit. In der anhaltenden Niedrigzinsphase bedeutet dies die permanente Suche nach neuen Ertragsquellen, denn das klassische Kerngeschäft lies die Einnahmen schrumpfen und führte viele Banken in existenzielle Krisen. Ein Ende der bisherigen "Umsonst-Kultur" ist für Andreas Dombret aus ökonomischer Perspektive unvermeidbar.

Verbraucher werden für Bankdienstleistungen bezahlen müssen

Immer mehr Institute versuchen, die negativen Zinsen für Einlagen bei der EZB auch an Privatkunden weiterzugeben. Das geht bisher nur indirekt über Gebühren für einstmals kostenfreie Girokonten, Anlageprodukte oder anderweitige Dienstleistungen. Andreas Dombret sieht darin kein Problem, solange die Produkte durch Attraktivität überzeugen, wird der Markt sie annehmen.

Wie die Verbraucher allerdings auf zunehmend kostenpflichtige Bankdienstleistungen reagieren, kann oder will der Bundesbank-Vorstand nicht eindeutig prognostizieren. Schließlich wurden Steuergelder in Milliardenhöhe während der Finanzkrise zur Bankenrettung aufgewendet und nun sollen steigende Gebühren erneut das Überleben der Geldhäuser sicherstellen.

Was passiert, wenn die Zinsen wieder ansteigen?

Andreas Dombret verweist erneut auf die zu geringe Zinsspanne, welche dem gesamten Bankensektor das ursprüngliche Geschäftsmodell genommen hat. Die Geldhäuser müssen daher Kosten senken, Filialen schließen und Mitarbeiter entlassen. Auf der anderen Seite sind Gebühren für Dienstleistungen und Produkte bei anhaltend niedrigen Zinsen unausweichlich.

Wenn das Zinsniveau wieder ansteigt, werden die Gebühren jedoch nicht automatisch wieder verschwinden, so der Bundesbank-Vorstand. Das sei eine Wettbewerbsfrage, zudem bringen schnell steigende Zinsen gerade für kleine und mittelgroße Geldhäuser vielfach unterschätzte Risiken mit sich. Andreas Dombret sprach sich abschließend für mehr ökonomische Bildung an deutschen Schulen aus, bei Kindern müsse das Interesse für Finanzen und Wirtschaft so früh wie möglich geweckt werden.

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