Corona verstärkt Veränderungsdruck
Nicht dass die Finanzwelt nach der Krise eine grundsätzlich andere wäre als zuvor. Doch Corona hat einige schon existierende Trends bestätigt und beschleunigt. Der Veränderungsdruck im Bankgewerbe hat zugenommen. Das gilt insbesondere für Bankprozesse und Bankorganisation. Die Krise wird sich aber auch im Geschäft niederschlagen.
Probelauf für Filialschließungen?
Schon jetzt steht fest: die Digitalisierung wird durch Corona einen großen Schub erhalten. Online-Banking und digitale Kommunikation bildeten in den vergangenen Wochen oft die einzige Möglichkeit, mit der eigenen Bank in Kontakt zu treten und Geschäfte abzuwickeln. Aber auch im internen Bankbetrieb erwies sich moderne Informations- und Kommunikationstechnologie als unverzichtbar. Nur so war und ist die Funktionsfähigkeit mit Mitarbeitern im Home Office aufrecht zu erhalten.
Dass die persönliche Anwesenheit in der Bank für gute Arbeitsergebnisse nicht zwingend ist, lässt vielleicht manchen Bankvorstand darüber nachdenken, auch nach Corona verstärkt auf Heimarbeit zu setzen. Damit können womöglich Kosten für Gebäudeunterhalt und Mieten gespart werden. Auch Filialschließungen dürften noch häufiger werden. Die Corona-bedingten Schließungen könnten als eine Art unfreiwilliger Probelauf auch für Kündigungen gesehen werden.
Bankgeschäft unter schwierigen Rahmenbedingungen
Noch schwer abzuschätzen, aber sicher vorhanden sind die Auswirkungen auf das Bankgeschäft. Die Crash-bedingten Verluste lassen Anleger vielleicht beim Aktieninvestment (noch) zögerlicher werden. In unsicheren Zeiten sind sichere Geldanlagen besonders gefragt. Ob Bankeinlagen mehr gesucht sind oder viele Anleger gleich auf Gold und andere Sachwerte setzen, wird sich zeigen.
Das Kreditgeschäft (insbesondere bei Firmenkunden) sieht sich dank Corona einer starken Nachfrage und zugleich steigenden Risiken gegenüber - auch wenn bei Corona-Förderkrediten das Risiko weitgehend bei der KfW verbleibt. Ein höheres Ausfallrisiko belastet die Ertragslage, eine Zinswende und höhere Margen rücken angesichts der EZB-Maßnahmen in weite Ferne. Das erzeugt ebenfalls Veränderungsdruck.
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