Corona beschleunigt Filialschließungen
Tatsächlich war der Lockdown so etwas wie ein unfreiwilliger Testlauf, was passieren würde, wenn die Bank "vor Ort" nicht mehr persönlich erreichbar wäre. Erstaunlich wenig, mag die Erkenntnis aus den Corona-Wochen lauten. Zugleich ist die Akzeptanz digitaler Bankangebote sicher größer geworden.
Wie ein Mühlstein am Hals
Obwohl auch schon in den letzten Jahren manche Zweigstelle geschlossen wurde, gab es Ende 2019 in Deutschland noch 26.700 Bankstellen. Das ist im internationalen Vergleich eine hohe Dichte und hängt mit den dezentralen Strukturen von Sparkassen und Genossenschaftsbanken zusammen. Dabei wird im Zeitalter des Online-Banking die Filiale immer weniger benötigt. Selbst Beratung ließe sich im Zweifel per Video-Chat organisieren.
Das Filialnetz ist für Kreditinstitute ein großer Kostenblock, der wie ein Mühlstein am Hals hängt. Am stärksten schlagen nicht die Kosten für Raummiete oder Ausstattung zu Buche, sondern die Personalkosten. Angesichts magerer Zinsmargen und fehlender alternativer Ertragsquellen ist Kostensparen der am ehesten erfolgversprechende Weg, um noch Gewinn zu erzielen. Deshalb steht die Ausdünnung des Filialnetzes nicht erst seit Corona im Fokus der Bankstrategen.
In fünf Jahren 10.000 Filialen weniger?
Commerzbank-Chef Martin Zielke - designierter Präsident des privaten Bankenverbandes - erwartet, dass die Digitalisierung im Bankgeschäft durch die Corona-Erfahrungen einen großen Schub erhalten wird und steht damit sicher nicht alleine. Für die Zukunft der Filialen ist das keine gute Prognose. Glaubt man der Beratungsgesellschaft Investors Marketing, wird sich die Zahl der Zweigstellen bis 2025 auf rund 16.000 reduzieren. Oder anders gedrückt: von 5 Filialen heute würden 2 wegfallen. Die Studie berücksichtigt noch nicht die Erfahrungen aus den Corona-Schließungen. Gut möglich, dass noch mehr Filialen aufgegeben werden.
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