NordLB als Zerreißprobe
3,5 Milliarden Euro dringend benötigt
Helmut Schliers trug seine Pläne zur Neuordnung der öffentlich-rechtlichen Banken im Oktober Verbandsvorstehern und Sparkassen-Verantwortlichen vor. Seine Vision war eine Super-Landesbank, bestehend aus der angeschlagenen NordLB, der hessischen Landesbank, der Landesbank von Baden-Württemberg sowie der Deka (Fondsanbieter) und dem Immobilien-Finanzdienstleister Berlin Hyp. Das geplante Konstrukt wäre mit einer Bilanzsumme von etwa 700 Milliarden Euro zur zweitgrößten Bank in Deutschland geworden.
Der Politik gefiel der Plan ebenso gut wie der BaFin. Aus der Sicht beider Institutionen könne ein Mega-Institut effizient arbeiten und insbesondere exportorientierte Unternehmen unterstützen. Sparkassenpräsident Schliers Vorhaben scheiterte bereits bei den ersten Gesprächen zwischen der NordLB und der Helaba. Übrig bleibt eine von der Schiffskrise in Mitleidenschaft gezogene NordLB mit dringendem Geldbedarf in Höhe von 3,5 Milliarden Euro.
Lösung des Problems bis Februar
In Insiderkreisen werden derzeit zwei Optionen favorisiert. Die erste Möglichkeit wäre: Das Land Niedersachsen sucht als Mehrheitseigner nach Investoren, die mit der Landesregierung gemeinsam den Geldbedarf decken.
Die zweite Option wäre eine öffentlich-rechtliche Finanzspritze, bei der die Eigner Niedersachsen und Sachsen-Anhalt zusammen mit weiteren Landesbanken und Sparkassen die benötigten 3,5 Milliarden Euro bereitstellen. Bereits jetzt ist klar, dass die Sparkassen dieser so bezeichneten Auffanglösung kritisch gegenüberstehen. Entschieden werden soll über den Plan in wenigen Tagen in Berlin.
Bei objektiver Betrachtung scheint es jedoch weniger um die Sanierung einer Landesbank zu gehen, die ohne eigenes Verschulden in Schwierigkeiten geriet. Vielmehr wird wegen der zerschlagenen Hoffnungen auf ein bald entstehendes Mega-Institut getrauert und nach einer Lösung gesucht, um den Plan im zweiten Anlauf zu realisieren. Die BaFin hat die Klärung der Situation bis zum Februar angemahnt. Bis dahin wird sich zeigen, ob die NordLB ihrem medialen Ruf als Zerreißprobe des öffentlich-rechtlichen Finanzsektors entspricht.
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