Das Bankensterben geht weiter
Jede zweite Filiale verschwunden
Vor 20 Jahren war das deutsche Bankenwesen noch sehr vielfältig aufgestellt, 3.600 Häuser bemühten sich mit mehr als 63.000 Zweigstellen um die Gunst der Kundschaft. Geblieben sind mit Stand 2017 lediglich 1.800 Banken und Sparkassen mit nur 30.000 Filialen. Begründet wird die Entwicklung mit dem angeblichen Trend zum Onlinebanking und rasant steigendem Kostendruck. Beide von den Befürwortern dargestellten Aspekte verdienen genauere Betrachtung.
Im großen Rahmen anschauen
Die deutsche Bankenkrise begann genau genommen bereits mit der Entscheidung, völlig unterschiedlich strukturierten europäischen Nationen eine einheitliche Währung aufzuzwingen. Das wirtschaftlich starke Deutschland spürte die negativen Auswirkungen des Euros zuerst, während die schwachen Länder Südeuropas von einer beispiellosen Umverteilung profitierten. Im Rahmen dieser Transferaktion senkte die EZB den Leitzins in Etappen auf null. Unsere Banken mussten fortan mit ungenügenden Zinsmargen leben, den Bürgern wurde die Altersvorsorge schwerer gemacht.
Otto Normalverbraucher steht der Entwicklung bis heute unwissend und machtlos gegenüber, die Banken sehen mittlerweile den digitalen Wandel als vermeintliche Erlösung an. Sie sparen an der Beratung ebenso wie am persönlichen Kundendienst und registrieren deswegen immer weniger Besucher in den Zweigstellen. Gleichzeitig erhöht Brüssel den Druck auf die Institute mit kostspieligen Regulierungen, welche unter anderem in höheren Hürden bei der Kreditvergabe resultieren. Daher nimmt die geplante Entwicklung unweigerlich ihren Lauf. Banken schließen weiter Filialen, setzen auf digitale Prozesse und stellen weiterhin Mitarbeiter mit Abfindungsregelungen frei.
Noch lange nicht am Ende angekommen
John Cryan, Chef der Deutschen Bank, ließ vor wenigen Monaten die Katze aus dem Sack, als er verkündete, dass jeder zweite Banker überflüssig sei. Persönlichkeiten wie Cryan wollen den europäischen Einheitsstaat mit maximal fünf dominierenden Großbanken. Und die deutsche Regierung unterstützt diesen Trend mit der Genehmigung von ausländischen Beteiligungen an deutschen Geldhäusern oder gar Übernahmen. Ein Beispiel von vielen ist der aktuelle Verkauf einer renommierten Landesbank (HSH Nordbank) an einen US-Hedgefonds..
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